B12-Mangel – Ursachen

WARUM IST EIN B12-MANGEL SO HÄUFIG?

Grundsätzlich gibt es bei Vitamin B12 drei Gründe für Mangelerscheinungen:

  1. Zu geringe Zufuhr
  2. Zu geringe Aufnahme (Resorptions- oder Verwertungsstörungen)
  3. Erhöhter Bedarf

1. Zu geringe Zufuhr von B12

Eine zu geringe Zufuhr gibt es bei streng veganer Ernährung, Vegetariern und einseitiger Ernährung. Dazu gehören auch die Mangelernährung im hohen Alter durch verminderte Nahrungsaufnahme bei schlechterem Appetit und Geschmackssinn. Außerdem Essstörungen wie die Anorexie und verminderte Nahrungsaufnahme bei Alkoholmissbrauch.

 

Und was machen nun die Veganer? Sie substituieren Vitamin B12. Hoffentlich! Zwar können pflanzliche Lebensmittel Spuren von Vitamin B12 enthalten. Diese finden sich in Algen oder bspw. auch in Sauerkraut. Da diese Pflanzen B12 aber nicht selber bilden können, sondern von den sie besiedelnden Bakterien aufnehmen, schwankt der Vitamin-B12-Mengen allerdings so sehr, dass eine sichere Zufuhr darüber kaum möglich ist. Deshalb ist die dauerhafte Einnahme von Vitamin-B12-Präparaten für Veganer nicht nur medizinisch sinnvoll, sondern inzwischen bei Pflanzenköstlern fest etabliert. Gelegentlich erklären Fleischesser auf dieser Basis wie unnatürlich die vegane Ernährung doch sei. Legt man jedoch zugrunde, dass Tieren künstlich hergestelltes Vitamin B12 über ihr Futter verabreicht wird, weil sie aufgrund der unnatürlichen Tierhaltung und Ernährung sonst auch nicht genügend B12 erhalten, verhält sich der eine hier wohl wie der andere. Einmal mit Rind zwischen Tablette und Mensch, einmal ohne. 

 



2. Zu geringe Aufnahme

Bei der zu geringen Aufnahme sind neben der Bauchspeicheldrüsenschwäche vor allem der Intrinsic-Faktormangel zu nennen. Durch vom Körper fälschlicherweise gegen die Belegzellen (Magenschleimhautzellen, die Intrinsinc-Faktor produzieren) und/oder den Intrinsic-Faktor selbst gebildete Antikörper, wird nicht genügend Intrinsic-Faktor gebildet und B12 kann im unteren Dünndarm nicht aufgenommen werden. Auch chirurgische Eingriffe wie eine Magen- oder teilweise Darmentfernung können solche Probleme auslösen. Neben den der Glutenunverträglichkeit Zöliakie und den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) sind Medikamente als weitere B12-Räuber zu nennen. 

 

Vor allem Menschen, die dauerhaft Säureblocker wegen Sodbrennen („Reflux der Magensäure in die Speiseröhre“) und Magenschleimhautentzündung einnehmen sind häufig betroffen. Diese Säureblocker werden in Fachkreisen Protononenpumpeninhibitoren genannt. Häufige Wirkstoffnahmen sind Pantoprazol, Omeprazol oder Esomeprazol. In Australien haben ca. 4 % der Bevölkerung 2016 diese Medikamente verordnet bekommen. Unabhängig von den Gründen haben hiervon ca. 41 % dieser Menschen die Medikamente länger als die empfohlenen 12 Wochen verschrieben bekommen. Sie haben sie nämlich im Schnitt 501 Tage lang eingenommen!  (1) In Deutschland wurde 2016 ein Häufigkeitsgipfel mit 3,8 Milliarden verordneten Tagesdosen erreicht. Die verschriebenen Tagesdosen bedeuten, dass mehr als 10 Millionen Personen in Deutschland ein Jahr lang täglich mit einem Säureblocker behandelt werden können. (4) Nicht zu vergessen: Säureblocker sind in kleinen Packungsgrößen frei verkäuflich - diese gehen nicht in die Statistik ein.  

 

Prüfen Sie also ggf. die Indikationen, Dauer und Dosis eines von Ihnen eingenommenen Säureblockers mit Ihrem Hausarzt. Denn dauerhafte Säureblocker-Einnahme kann einen B12-Mangel begünstigen, weil die Aufnahme von B12 verringert wird. 

 


3 Gründe, warum eine dauerhafte Omeprazol-Einnahme Vitamin B12-Mangel macht:

  1. Protonenpumpeninhibitoren hemmen die Sekretion von Salzsäure aus der Magenschleimhaut. Diese trägt normalerweise dazu bei, dass das Vitamin B12, das an Nahrungseiweiße gebunden ist, freigesetzt wird. Ist weniger Salzsäure da, wird auch weniger B12 freigesetzt, das aufgenommen werden kann.
  2. Das frei gewordene B12 bindet abhängig vom PH-Wert an den Intrinsic-Faktor, das Haupt-Transportprotein. Dauerhaft weniger Säureproduktion verändert den PH-Wert und weniger B12 bindet an Intrinsic-Faktor. Dadurch kann wiederum weniger B12 aufgenommen werden.
  3. Durch fehlende Säure wird über die Zeit die Barrierefunktion des Darmes abgeschwächt und einwandernde und überwuchernde Bakterien können die B12-Aufnahme weiter verringern, da sie Stoffe bilden, die dem B12 ähnlich sind und um dieselben Aufnahmerezeptoren konkurrieren (ähnlich wie B12-Analoga) (3, 4).

Menschen  können nicht selbst Vitamin B12 bilden.


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Es gibt aber noch einen anderen Gassenhauer unter den B12-Räubern aus der Apotheke: Metformin.

Metformin ist das wichtigste Medikament zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ II und stört den kalziumabhängigen Transportweg für B12 durch die Darmschleimhaut. Metforminbehandelte Diabetiker haben so ein 3-fach erhöhtes Risiko, B12 Mangel zu erleiden! Wie heißt es in der Fachinformation zu Metformin: „Senkung der Aufnahme von Vitamin B12 sowie Senkung der Serumspiegel bei langfristiger Anwendung von Metformin. Dies sollte bei Patienten mit megaloblastärer Anämie als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden.” (5) 

 

Ein erhöhter Bedarf mit relativem Mangel entsteht bei erhöhtem Zellumsatz in der Schwangerschaft und nach der Geburt. Aber auch bei Blutkrebserkrankungen und HIV-Infektionen. Dialysepatienten verlieren wasserlösliche Vitamine – wie Vitamin B12 – durch die lebensnotwendige Blutwäsche. 

 


3. Erhöhter Bedarf

Ein erhöhter Bedarf mit relativem Mangel entsteht bei erhöhtem Zellumsatz in der Schwangerschaft und nach der Geburt. Aber auch bei Blutkrebserkrankungen und HIV-Infektionen. Dialysepatienten verlieren wasserlösliche Vitamine – wie Vitamin B12 – durch die lebensnotwendige Blutwäsche. 

 



QUELLEN:

(1) Daniels B, Pearson SA, Buckley NA, Bruno C, Zoega H. Long-term use of proton-pump inhibitors: Whole-of-population patterns in australia 2013-2016. Therap Adv.Gastroenterol. 2020 Mar 19;13:1756284820913743. 

(2) Comparative Bioavailability and Utilization of Particular Forms of B12 Supplements With Potential to Mitigate B12-related Genetic Polymorphisms[Internet].InnoVision Media; 2017  

(3) Gröber U. Checkliste: Arzneimittel und mikronährstoffe. 2008 

(4) Gröber U. Orthomolekulare Medizin: Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte. Wiss. Verlag-Ges.; 2002 

(5) Ahmed MA, Muntingh G, Rheeder P. Vitamin B12 deficiency in metformin-treated type-2 diabetes patients, prevalence and association with peripheral neuropathy. BMC pharmacology & toxicology. 2016;17(1):44.