SCHILDDRÜSENERKRANKUNG
Der häufigste Grund für eine Schilddrüsen-Unterfunktion in „Nicht-Jodmangel-Gebieten“ ist die Autoimmunerkrankung „Hashimoto-Thyreoiditis“ . Weiterhin kann, wie bereits beschrieben, ein Jodmangel zur Schilddrüsenunterfunktion führen. Meist ist eine unzureichende Zufuhr des essentiellen Stoffes die Ursache für eine solche Mangelsituation. Besonders in Situationen eines erhöhten Bedarfs kann es daher zur manifesten Unterversorgung kommen. In der Schwangerschaft oder Stillzeit oder auch im Wachstum ist der Jodbedarf erhöht. Einseitige Ernährungsformen bergen auch in diesem Fall das Risiko einer defizitären Jodversorgung. Der Verzehr von Seefisch, Meeresfrüchten, Milch und Milchprodukten sowie die Verwendung eines jodierten Speisesalzes können zur ausreichenden Versorgung beitragen – Veganer haben's hier mal wieder schwer.
Neben einer ausreichenden Versorgung mit Jod ist auch Selen von wichtiger Bedeutung. Es unterstützt die Umwandlung des Schilddrüsenhormones von der Speicherform (T4) in die metabolisch aktive T3-Form und kann bei extremem Mangel die Entstehung einer Schilddrüsenunterfunktion begünstigen.
Eine Schilddrüsenunterfunktion entsteht logischerweise auch nach operativer Entfernung der Schilddrüse, sodass eine lebenslange Substitution mit Schilddrüsenhormonen notwendig wird.
Auch andere Therapien, die bewusst darauf abzielen das Wachstum von Schilddrüsengewebe einzudämmen oder aus verschiedenen Gründen gar zu zerstören, können eine Unterfunktion erzeugen (Thyreostatika, Radiojodtherapie etc.).
Selten können auch Medikamente, die zur Therapie anderer Erkrankungen eingesetzt werden, zu Schilddrüsen-Funktionsstörungen führen. Amiodaron, beispielsweise, ist ein Medikament das zur Bekämpfung von Herzrhythmusstörungen eingesetzt wird, und welches sowohl zur Über- als auch zur Unterfunktion führen kann.
Zuletzt kann ein Mangel an übergeordneten Steuerhormonen zur Hypothyreose (Unterfunktion) führen. Dies bezeichnet man dann als sekundäre (Problem in der Hypophyse) bzw. tertiäre (Problem im Hypothalamus) Hypothyreose.
Eine Schilddrüsen-Überfunktion, auch genannt Hyperthyreose, beschreibt den Zustand einer inadäquat hohen Produktion von Schilddrüsenhormonen mit daraus folgenden typischen Symptomen eines meist gesteigerten Stoffwechsels. Die Hyperthyreose kann verschiedene Gründe haben. Der Häufigste ist die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow. Hierbei wirken vom eigenen Körper gebildete Antikörper (TSH-Rezeptor-Antikörper) stimulierend auf das Schilddrüsengewebe und führen so zur Überfunktion.
Der zweithäufigste Grund ist eine sogenannte Schilddrüsen-Autonomie. Das Wort Autonomie bedeutet Unabhängigkeit bzw. Selbstständigkeit. Gemeint sind damit mehr oder weniger große Schilddrüsenbereiche (solche Bereiche lassen sich diagnostisch in der Szintigraphie als „heiße Knoten“ darstellen), die sich der Kontrolle übergeordneter Zentren (Hypophyse, Hypothalamus) entziehen und unabhängig vom eigenen Bedarf und ohne externe Kontrolle Hormone produzieren.
Außerdem kann eine Überfunktion z. B. entzündliche Ursachen haben oder durch medizinische Eingriffe oder Therapien entstehen (iatrogen).
Selen ist ebenfalls ein essentielles Spurenelement. Es ermöglicht die Umwandlung von T4 in T3, also von der Speicherform in die hormonell aktive Form des Schilddrüsenhormones. Liegt ein extremer Selenmangel vor, kann es zur Schilddrüsenunterfunktion bzw. zunächst zur euthyreoten „Jodmangelstruma“ kommen. Eine Mitbestimmung in den Laboruntersuchungen ist daher sinnvoll, ebenso wie eine Substitution bei Unterversorgung.
Ähnliches trifft auf Eisen zu. Eisen ist wesentlicher Bestandteil und Aktivator des Enzymes Thryreoperoxidase (TPO), welches das wichtigste Enzym für die Hormonproduktion ist. Die Schilddrüse steuert übrigens große Teile des Energie-Haushaltes. Eine ausreichende Eisen-Versorgung ist also essentiell für eine gute Schilddrüsenfunktion.