BEI EISENMAGEL
Die pharmokologisch am häufigsten genutzten Verbindungen sind:
Relativ neu auf dem Markt ist die Verbindung Eisen (III) maltol, das bisher jedoch nur für Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen nachgewiesene Vorteile hat und exorbitant teurer ist als andere Präparate.
In Nahrungsergänzungsmittel werden – in geringerer Dosis – oft die folgenden Verbindungen eingesetzt:
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Stand: Mai 2020
LEGENDE
Apothekenpflichtig: Apothekenpflichtige Medikamente bekommen Sie zwar ohne Rezept, aber nur über eine Apotheke.
verschreibungspflichtig / rezeptpflichtig: sind hingegen nur auf Verschreibung bzw. ein Rezept durch einen Arzt erhältlich und. Sie unterliegen Sicherheitsanforderungen, da sie auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch mit einer Gesundheitsgefährdung einhergehen können.
Nahrungsergänzungsmittel: Nach § 1 der Nahrungsergänzungsmittelverordnung (NemV) sind Nahrungsergänzungsmittel wie folgt definiert.
Es sind Lebensmittel,
Die Auswahl von Eisenpräpararten ist inzwischen riesig und. Bei der Auswahl des richtigen Eisenpräparates sind folgende Dinge entscheidend:
In Anbetracht der Tatsache, dass Eisen grundsätzlich schlecht aus dem magen-Darm-Trakt resorbiert wird, ist im Falle eines Eisenmangels eine ausreichende Dosis wichtig.
Je besser ein Wirkstoff aufgenommen werden kann, desto besser. Allerdings gibt es zahlreiche Faktoren, die die Resorption beeinflussen. Von anderen Medikamenten, der Nahrungsmittelaufnahme beim Einnahmezeitpunkt bis hin zur Ausprägung des Eisenmangels, der therapiert werden soll.
Eisenverbindungen, die sich früh im Magen-Darmtrakt auflösen, werden meist besser resorbiert. Spät freisetzende Verbindungen werden schlechter aufgenommen.
Tabletten sind gemeinhin die Darreichungsform der Wahl. Eisentropfen führen ein Nischensasein und besitzen außer bei der Unfähigkeit Tabletten zu schlucken keinen relevanten Vorteil.
Hier gilt das Gegenteil von der Freisetzung der Eisenverbindung im Magendarmtrakt: Die sich früh im Magen-Darmtrakt auflösenden Verbindungen verursachen mehr Nebenwirkungen. Die spät freisetzenden Verbindungen werden besser vertragen.
Wie ein Blick auf die Vergleichstabelle zeigt ist eine Packung mit günstigem Preis nicht immer die preiswerteste Lösung. Nur der sichere Vergleich von Dosis und Packungsgröße lässt eine Einordnung zu.
Sie haben Fragen dazu? Wir klären Sie gerne auf. Machen Sie einfach einen Termin bei uns:
0511 984 25 27-0
Es werden schnell freisetzende Präparate von verzögert freisetzenden Eisen-Präparaten unterschieden. Schnell freisetzende Eisenverbindungen werden im Magen freigesetzt, was zu einem erhöhten Aufkommen an Nebenwirkungen führt, die Resorptionsrate allerdings verbessert. Die verzögert freisetzenden Tabletten sind in der Regel nebenwirkungsärmer, werden aber schlechter aufgenommen. Am schlechtesten ist die Eisenaufnahme von Brausetabletten mit Eisengluconat. Es sei erwähnt, dass die gleiche, schlecht resorbierbare Verbindung auch „eisenhaltigen“ Säften und Tonika zugesetzt wird.
Die Resorption aus Eisentabletten liegt bei 3–7 %. Bei einer üblichen Tagesdosis von 100 mg werden also nur 3–7 mg Eisen am Tag zusätzlich aufgenommen. Ob dies viel oder wenig ist zeigt eine einfache Berechnung. Wenn ein Patient sich mit einem Eisenmangel vorstellt und ein Ferritin von 10 µg/ml aufweist, so fehlen ihm überschlägig 1900 mg Eisen, um einen Ferritin-Idealwert von 200 µg/l zu erreichen (Berechnung des Eisenbedarfs). Dies würde rein rechnerisch also eine Tabletteneinnahme von 380 Tagen bedeuten. Vielen Patienten ist das zu langsam. Hinzukommt, dass die Resorptionsquote mit zunehmend gefüllten Eisenspeichern sinkt. Erfahrungsgemäß wird spätestes die Aufnahme ab Ferritinwerten von 50 µg/l deutlich schlechter und viele Patienten erreichen mit Tabletten keine hohen Eisenwerte mit Ferritinwerten über 100 µg/l.
Die Effektivität der Therapie mit Eisentabletten zeigt sich frühestens nach 4 Monaten.
Zuletzt bleibt der Therapieeffekt zunächst völlig unklar. Üblicherweise wird nach 3 Monaten der Substitution eine 2-wöchige Tabletteneinnahmepause eingehalten, um dann den Eisenspiegel neu zu bestimmen. Da die Resorption des Eisens bei jedem Menschen unterschiedlich ausfällt, ist das Ergebnis kaum vorhersagbar. Dennoch handelt es sich bei Eisentabletten um ein einfaches und sicheres Verfahren zum Ausgleich eines Eisenmangels. Die Nebenwirkungshäufigkeit ist dabei leider nicht gering: 50 % der mit Eisentabletten behandelten Patienten beklagen Nebenwirkungen. Von 20 % der Patienten wird die Therapie meist aufgrund von Nebenwirkungen des Verdauungstraktes (Verstopfung, Übelkeit) abgebrochen.
Der Vergleich von Eisentabletten bleibt also eine komplexe Herausforderung für den Arzt. Hier lesen Sie eine vergleichende Übersicht von gängigen Eisenpräparaten auf dem deutschen Markt, insbesondere auch unter dem Aspekt der Resorption des Eisens aus dem Magen-Darm-Trakt. Die folgende Angabe der Häufigkeit von Nebenwirkungen im Beipackzettel spiegelt dabei nicht ganz die ärztliche Erfahrung wieder, nach der das verzögert freigesetzte Eisensulfat als Glycin-Komplex eher weniger Nebenwirkungen erzeugt als die schnell freisetzenden Formen, die den oberen Verdauungstrakt mehr belasten.
schnell freisetzend |
verzögert freisetzend | Brausetabletten | |||||
Präparat | Eryfer® | Ferrosanol® duodenal 100 mg | Lösferron® | ||||
Wirkstoff | Eisen(II)-sulfat | Eisen(II)-glycin-sulfat-Komplex | Eisen(II)-gluconat | ||||
Eisendosis/Tbl. | 100 mg | 100 mg | 80 mg | ||||
Empfohlene Dosis | 1 Tbl/d | 1 Tbl/d | 1 Tbl/d | ||||
Resorptionsquote (nach Heinrich. DAZ 1986;14:681 – 690) | 7,7 mg/Tbl | 6,6 mg/Tbl | 3,1 mg/Tbl | ||||
Kosten/Tbl. | |||||||
Nebenwirkungen | |||||||
Häufig (≥ 1/100, <1/10) |
Magen-Darm-Beschwerden, Durchfall, Verstopfung, Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen | Reversible Zahnverfärbung | |||||
Gelegentlich (>1/1.000, <1/100) |
Nebenwirkungen leichter Art wie Appetitlosigkeit, Magendruck, Durchfall, Völlegefühl oder Verstopfung Selten: Brechreiz oder Erbrechen | Magen-Darm-Störungen, wie z.B. Oberbauchbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung oder Durchfall; unbedenkliche Schwarzfärbung des Stuhles. Bei Magen-Darm-Störungen sollten Sie mit Ihrem Arzt über eine eventuelle Änderung in der Art der Anwendung des Präparates sprechen (s. Abschnitt "Art der Anwendung") | |||||
Selten (>1/10.000, <1/1.000) |
Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Hauterscheinungen, Exanthem, Hautausschlag und Nesselsucht), reversible Verfärbung der Zahnbereiche | Überempfindlichkeitsreaktionen (z.B. Hauterscheinungen) | |||||
Sehr selten <1/10.000 |
allergische Reaktionen, z.B. als Erythem, Pruritus, Bronchospasmus oder anaphylaktischer Schock | ||||||
Unklare Häufigkeit | Bauchschmerzen, Oberbauchschmerzen | ||||||
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Eisen kann mit Aminosäureverbindungen effektiver und verträglicher substituiert werden.
Aufgrund der oben besprochenen Nachteile von schlechter Verträglichkeit und schlechter Substitution der klassischen Eisenpräparate wie Eisensulfate, -gluconate und -fumarate suchen viele Patienten alternative Wege der Eisensubstitution, die in vielen Apotheken in unserem Land nicht routinemäßig angeboten werden und die auch von den Krankenkassen nicht bezahlt werden. Es handelt sich dabei um besser bioverfügbare Eisenverbindungen wie Eisenaminosäurenchelate und Transportproteine wie Lactoferrin.
Es ist bekannt, dass Eisen vom menschlichen Körper vor allem in der Aminosäure-gebundenen Form in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, besonders gut aufgenommen werden können. Deshalb ist der Effekt eines Steaks auf die Eisenaufnahme größer als der von Haferflocken, obgleich diese etwa doppelt so viel Eisen enthalten (Ernährung). Bei üblichen Eisenzubereitungen aus der Apotheke wird versucht die schlechte Resorption durch hohe Mengen an Eisen (100 mg) auszugleichen, was zu den häufigen Nebenwirkungen wie Verstopfung, Übelkeit und Bauchschmerzen führt. Wenig bekannt ist, dass es mit Eisenbisglycinaten durchaus eine pharmakologische Zubereitung zur Eisensubstitution gibt, die die bessere Bioverfügbarkeit durch die Eiweißverbindung ermöglicht und deshalb bei gleichem Effekt um bis zu 75 % geringer dosiert werden kann. Hierdurch wird die Nebenwirkungsrate erheblich reduziert.
Bei Eisenbisglycinat reichen 25 % der Dosis von herkömmlichem Eisensulfat, um die gleiche Wirkung zu erzielen.
Die Datenlage hierzu ist vergleichsweise eindeutig: Layrisse et al zeigten in ihrer Arbeit „Iron bioavailability in humans from breakfasts enriched with iron bis-glycine chelate, phytates and polyphenols“, die 2000 im Journal of Nutrition (1) veröffentlicht wurde eine 50 % größere Bioverfügbarkeit von Eisenbisglycinaten. 2012 stellten Ferrari P et al (2) in ihrer Arbeit fest, dass ein Viertel der Eisenmenge in Form eines Eisenaminosäurechelates reichte, um ähnliche Effekte wie mit Eisen-Sulfat zu erreichen. Auch traten weniger unerwünschte Arzneimittelwirkungen des Magen-Darm-Traktes auf als unter Eisen-Sulfat. Bei Schwangeren, die ja bekanntlich sehr zum Eisenmangel neigen zeigte sich eine Verabreichung 25 mg Eisenbisglycinat eben so effektiv wie die Gabe von 50 mg Eisensulfat. (3) Bagna et al (4) wiesen mit ihrer Arbeit darauf hin, dass bei Eisenbisglycinat 25 % der Eisensulfat-Dosis ausreichen, um den gleichen Effekt bei weniger Nebenwirkungen zu erzielen. Nur eine ältere Studie (5) legte eine schlechtere Resorption von Eisenchelaten als Eisensulfaten dar.
Man sollte also, insbesondere wenn Nebenwirkungen durch „klassische“ Eisenzubereitungen wie Eisensulfat oder Eisengluconat aufgetreten sind, einen Versuch mit niedriger dosiertem Eisenbisglycinat in Erwägung ziehen. Ein mögliches Präparat ist „Eisen-Intercell”, das 30 mg Eisen in Form eines Bisglycinates beinhaltet. Für eine noch bessere Resorption ist außerdem 160 mg Vitamin C in den Tabletten enthalten.
QUELLEN
(1) 2000 Sep; 130(9):2195-9
(2) Ferrari P et al, Treatment of mild non-chemotherapy-induced iron deficiency anemia in cancer patients: comparison between oral ferrous bisglycinate chelate and ferrous sulfate, Biomed Pharmacother. 2012 Sep;66(6):414-8.
(3) Milman N et al, Ferrous bisglycinate 25 mg iron is as effective as ferrous sulfate 50 mg iron in the prophylaxis of iron deficiency and anemia during pregnancy in a randomized trial, Perinat Med. 2014 Mar;42(2):197-206.
(4) Bagna et al, Efficacy of Supplementation with Iron Sulfate Compared to Iron Bisglycinate Chelate in Preterm Infants, Curr Pediatr Rev. 2018;14(2):123-129.
(5) Mimura EC et al, Comparison of ferrous sulfate and ferrous glycinate chelate for the treatment of iron deficiency anemia in gastrectomized patients, Nutrition. 2008 Jul-Aug;24(7-8):663-8.