BEI EISENMAGEL
Aufgrund der oben besprochenen Nachteile von schlechter Verträglichkeit und schlechter Substitution der klassischen Eisenpräparate wie Eisensulfate, -gluconate und -fumarate suchen viele Patienten alternative Wege der Eisensubstitution, die in vielen Apotheken in unserem Land nicht routinemäßig angeboten werden und die auch von den Krankenkassen nicht bezahlt werden. Es handelt sich dabei um besser bioverfügbare Eisenverbindungen wie Eisenaminosäurenchelate und Transportproteine wie Lactoferrin.
Es ist bekannt, dass Eisen vom menschlichen Körper vor allem in der Aminosäure-gebundenen Form in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, besonders gut aufgenommen werden können. Deshalb ist der Effekt eines Steaks auf die Eisenaufnahme größer als der von Haferflocken, obgleich diese etwa doppelt so viel Eisen enthalten (Ernährung). Bei üblichen Eisenzubereitungen aus der Apotheke wird versucht die schlechte Resorption durch hohe Mengen an Eisen (100 mg) auszugleichen, was zu den häufigen Nebenwirkungen wie Verstopfung, Übelkeit und Bauchschmerzen führt. Wenig bekannt ist, dass es mit Eisenbisglycinaten durchaus eine pharmakologische Zubereitung zur Eisensubstitution gibt, die die bessere Bioverfügbarkeit durch die Eiweißverbindung ermöglicht und deshalb bei gleichem Effekt um bis zu 75 % geringer dosiert werden kann. Hierdurch wird die Nebenwirkungsrate erheblich reduziert.
Die Datenlage hierzu ist vergleichsweise eindeutig: Layrisse et al zeigten in ihrer Arbeit „Iron bioavailability in humans from breakfasts enriched with iron bis-glycine chelate, phytates and polyphenols“, die 2000 im Journal of Nutrition (1) veröffentlicht wurde eine 50 % größere Bioverfügbarkeit von Eisenbisglycinaten. 2012 stellten Ferrari P et al (2) in ihrer Arbeit fest, dass ein Viertel der Eisenmenge in Form eines Eisenaminosäurechelates reichte, um ähnliche Effekte wie mit Eisen-Sulfat zu erreichen. Auch traten weniger unerwünschte Arzneimittelwirkungen des Magen-Darm-Traktes auf als unter Eisen-Sulfat. Bei Schwangeren, die ja bekanntlich sehr zum Eisenmangel neigen (Schwangere) zeigte sich eine Verabreichung 25 mg Eisenbisglycinat eben so effektiv wie die Gabe von 50 mg Eisensulfat. (3) Bagna et al (4) wiesen mit ihrer Arbeit darauf hin, dass bei Eisenbisglycinat 25 % der Eisensulfat-Dosis ausreichen, um den gleichen Effekt bei weniger Nebenwirkungen zu erzielen. Nur eine ältere Studie (5) legte eine schlechtere Resorption von Eisenchelaten als Eisensulfaten dar.
Man sollte also, insbesondere wenn Nebenwirkungen durch „klassische“ Eisenzubereitungen wie Eisensulfat oder Eisengluconat aufgetreten sind, einen Versuch mit niedriger dosiertem Eisenbisglycinat in Erwägung ziehen. Ein mögliches Präparat ist "Eisen-Intercell", das 30 mg Eisen in Form eines Bisglycinates beinhaltet. Für eine noch bessere Resorption ist außerdem 160 mg Vitamin C in den Tabletten enthalten.
QUELLEN
(1) 2000 Sep; 130(9):2195-9.
(2) Ferrari P et al, Treatment of mild non-chemotherapy-induced iron deficiency anemia in cancer patients: comparison between oral ferrous bisglycinate chelate and ferrous sulfate, Biomed Pharmacother. 2012 Sep;66(6):414-8.
(3) Milman N et al, Ferrous bisglycinate 25 mg iron is as effective as ferrous sulfate 50 mg iron in the prophylaxis of iron deficiency and anemia during pregnancy in a randomized trial, Perinat Med. 2014 Mar;42(2):197-206
(4) Bagna et al, Efficacy of Supplementation with Iron Sulfate Compared to Iron Bisglycinate Chelate in Preterm Infants, Curr Pediatr Rev. 2018;14(2):123-129.
(5) Mimura EC et al, Comparison of ferrous sulfate and ferrous glycinate chelate for the treatment of iron deficiency anemia in gastrectomized patients, Nutrition. 2008 Jul-Aug;24(7-8):663-8.