EISENMANGEL
Diese Zahlen ermittelten Zhao et al in einer Übersichtarbeit aus dem Dezember 2015 nach Sichtung von 26 Studien, die Daten von 13.393 Übergewichtgen und 26.621 Normalgewichtigen lieferten. Die Übergewichtigten hatten eine um 8,3 µg geringe Serum-Eisen-Konzentrationen und eine um 2,3 % geringere Transferrinsättigung. Wichtig ist ferner, dass Studien mit üblicher Ferritinbestimmung bei Übergewichtigen keine Häufung des Eisenmangels zeigte, sondern lediglich die Studien, die die Transferrinsättigung bestimmten. (1)
Vermutlich führt die systemische Entzündungsreaktion, die auch zu Gefäß und Gelenkschäden durch Übergewicht beiträgt, zu falsch hohen Ferritinspiegeln. Ferritin steigt unspezifisch bei Entzündungsreaktionen an, weshalb das Ferritin nur zusammen mit dem CRP-Wert (ein Entzündungswert) interpretiert werden sollte.
Das Fettgewebe von Übergewichtigen schüttet pro-entzündliche Stoffe Interleukin-1 und Interleukin 6 oder TNF-α aus, die zusammen mit dem Absinken antientzündlicher Stoffe die gesundheitsschädlichen Effekte des Fettgewebes in alle Organsysteme tragen und zu fortschreitender Insulinresistenz führen. Bzgl. des Eisenstoffwechsels führt die oben beschriebene Stoffwechselfehlregulation zu einer geringen Expression des Eisentransporters in der Darmwand (duodenales Ferroportin) durch erhöhte Spiegel des in der Leber gebildeten Hepcidins. Die Ursache wäre hiermit am Ende vergleichbar mit anderen Krankheiten, die durch eine systemische Entzündungsreaktion geprägt sind, wie rheumatoide Arthritis, oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Diese Einschätzungen werden dadurch bestätigt, dass Übergewichtige nach Gewichtsreduktion geringere Entzündungs- und Hepcidinwerte aufweisen, was zu einer verbesserten Eisenaufnahme führt.
Eine Studie (2) legt dies nahe. So führen entleerte Eisenspeicher zu Müdigkeit und damit zu geringerer körperlicher Aktivität. Außerdem wird die Atmungskette in den Mitochondrien durch den Eisenmangel gestört, was die Fähigkeit und Freude zu trainieren mindert und die Insulinresistenz vergrößert.
Im Rahmen des metabolischen Syndroms bei Übergewicht ist sorgfältige Untersuchung gefragt, denn ein Drittel der Betroffenen mit metabolischem Syndrom oder Fettleber haben erhöhte Eisenwerte (3). Man nennt dieses Phänomen „dysmetabolic iron overload syndrome (DIOS)”.
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Eine Untersuchung des Eisenstatus mit Ferritin, CRP, Transferrinsättigung und Blutbild sollte bei Übergewichtigen genauso wie bei anderen chronisch Erkrankten erfolgen!
QUELLEN
(1) Zhao L, Zhang X, Shen Y, Fang X, Wang Y, Wang F, Obesity and iron deficiency: a quantitative meta-analysis, Obes Rev. 2015 Dec;16(12):1081-93.
(2) Aktas G., Alcelik A., Yalcin A., Karacay S., Kurt S., Akduman M., Savli H. Treatment of iron deficiency anemia induces weight loss and improves metabolic parameters. Clin. Ter. 2014;165:e87–e89.
(3) Elmar Aigner, Alexandra Feldman and Christian Datz, Obesity as an Emerging Risk Factor for Iron Deficiency, Nutrients. 2014 Sep; 6(9): 3587–3600. Published online 2014 Sep 11. doi: 10.3390/nu6093587