RISIKOGRUPPE

Frauen

Regelblutung

Frauen im gebärfähigen Alter sind die Hauptrisikogruppe für Entwicklung eines Eisenmangels. Die Gründe dafür liegen in der Regelblutung, die einem monatlichen Blutverlust von 20-80 ml gleichkommt. Dies entspricht einem Eisenverlust von 10-40 mg. Zwar wird menstruierenden Frauen von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung eine erhöhte um 50 % erhöhte Eisenaufnahme von 15 mg gegenüber 10 mg bei Männern angeraten. Ob dies reicht darf aber bezweifelt werden. Denn bei einer durchschnittlichen Eisen-Resorptionsquote von 8 % aus der Nahrung würden so gerade mal knappe 0,5 mg Eisen zusätzlich am Tag aufgenommen. Diese 14 mg in 28 Tagen werden also kaum bei jeder Frau den Eisenverlust durch die Menstruationsblutung ausgleichen. Und so wundert es kaum das Eisenmangelanämien so besonders häufig auftreten.

Frauen mit Monatsblutungen sind also immer gefährdet für einen Eisenmangel.

Weitere besondere Risikofaktoren sind:

  • Uterusmyome (gutartige Muskelgewebsvermehrungen in der Gebärmutter), die zu verstärkter Regelblutung führen können.
  • Empfängnisverhütung mit einer Spirale, die die Monatsblutung verstärken kann.


Schwangerschaft

Der Eisenbedarf ist in einer Schwangerschaft durch die Ernährung des ungeborenen Kindes um 50 % erhöht. Es stellt sich eine negative Eisenbilanz in der Schwangerschaft ein, die sich nach Bothwell (Am J Clin Nurt. 2000; 72 (suppl): 257S-264S) wie folgt beziffern lässt:

  • Fetus 270 mg
  • Plazenta 90 mg
  • Zunahme der Erythrozyten 450 mg
  • Geburt (Blutung) 150 mg

Nettoverlust von bis zu 1000 mg

 

Dies löst bei 38 % der Schwangeren einen Eisenmangel aus und bei 10 % eine Blutarmut (Acta Med Port. 2016 Sep;29(9):514-518. doi: 10.20344/amp.6808. Epub 2016 Sep 30.) Dies ist keine Randnotiz. Die Blutarmut gefährdet durch den verminderten Sauerstofftransport nicht nur die Gesundheit der Schwangeren sondern auch das Wohl von Embryo und Fetus. Je nach Schweregrad einer Eisenmangelanämie kommt es gehäuft zu Schwangerschaftskomplikationen (Schaefer RM. et al. Aktuelle Empfehlungen zur Therapie der Eisenmangelanämie – update 2005. Eisenbrief 2005; 3: 1-12):

  • Aborte
  • Frühgeburten
  •  intrauterine Wachstumsretardierung
  • intrauteriner Fruchttod
  • Harnwegsinfektionen der Mutter

 

Der günstige Einfluss von Eisengaben auf die Kindsentwicklung ist somit auszugehen und wissenschaftlich konnten diese auch gezeigt werden: 2013 wurde im Britischen Ärzteblatt eine Meta-Analyse (BMJ 2013; 346: f3443) veröffentlicht. Es zeigte sich, dass die Substitution von Eisen:

·         nicht nur zu besseren Hämoglobinwerten

·         das Geburtsgewicht des Kindes steigerte

·         es zu weniger Mangelgeburten kommt

·         kein eindeutiger Einfluss auf die Frühgeburtenrate festzustellen war

In der Schwangerschaft geht man bei einem Hb < 10,5 g/l von einer behandlungsbedürftigen Eisenmangelanämie aus. Routinemäßige Ferritin-Bestimmungen sehen die ärztlichen Leitlinien für Schwangere nicht vor. Lediglich bei Frauen mit einem Risiko für Eisenmangel, sollte das Ferritin bestimmt und bei Werten < 30 µg/l substituiert werden.

Ferritinbestimmungen sollten durchgeführt werden bei:

1. Frauen mit Blutarmut deren Eisenspeicher eingeschätzt werden sollen. Beispielsweise vor Eiseninfusionen.

2. Frauen ohne Blutarmut mit einem Risiko für Eisenmangel. Zu nennen sind hier:

·         vorausgegangene Anämien

·         mehr als 3 Kinder

·         rasch aufeinanderfolgende Schwangerschaften

·         Vegetarier

·         Teenager

·         Blutungen in der Vergangenheit

3. Frauen ohne Blutarmut die Blutungsgefährdet sind

Eiseninfusionen sind im ersten Trimester der Schwangerschaft kontraindiziert. Im 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel sind Eiseninfusionen bei entsprechender Indikation möglich.

Neben der Überwachung des Eisenstatus werden Frauen die Einnahme von 400 µg Folsäure und 100-150 µg Jod am Tag angeraten. Frauen, die nicht regelmäßig Seefisch essen, sollten ferner mindestens 200 mg langkettige Omega-3-Fettsäuren einnehmen.


Stillzeit

  • Zu einer verminderten Resorption kommt es bei pflanzenbetonter Kost (Phytinsäure)
  • Eine verminderte Mikronährstoffaufnahme tritt oft bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, weniger Colitis ulcerosa auf.
  • Autoimmunerkrankungen wie die Zöliakie (Die Immunantwort auf Gluten aus Weizen schädigt die Dünndarmschleimhaut).
  • Medikamente wie Antazida (Säureblocker), Aspirin, Antirheumatika (NSAR)
  • Erhöhte Phosphataufnahme (Currywurst, Sola)
  • Erhöhte Oxalataufnhame
  • Erhöhte Tanninaufnahme (Rotwein)

Erhöhte Verluste

  • Ein erhöhter Eisenverlust tritt bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa auf.
  • Rheumatische Erkrankungen
  • Monatsblutung bei Frauen Blutverlust bei operativen Eingriffen
  • Bösartige Tumor-Erkrankungen
  • Magen- und Darm-Tumoren
  • Hämorrhoidalleiden
  • Leistungssport mit Mikrohämolyse und erhöhte Verluste
  • Blutspenden
  • Parasitäre Erkrankungen
  • Schwangerschaft, Geburt
  • Stillzeit
  • Verwendung einer Spirale zur Empfängnisverhütung
  • Chronische Infekte
  • Nierenerkrankungen (Glomerulonephritis)
  • Uterusmyome, gutartige Wucherungen der Gebärmutter