Normwerte für Ferritin.

ZUR BEURTEILUNG DES EISENSTATUS

Wie Sie Eisenwerte, insbesondere das Ferritin, richtig interpretieren und warum Sie bei Normbereichen auf Ihrem Laborzettel vorsichtig sein sollten.

Beim Eisenstatus fängt alles damit an, dass man für die Beurteilung der Eisenspeicher bitte nicht den „Eisen-Wert“ nutzt, sondern den Ferritinwert. Außerdem muss man neben dem Ferritin den Entzündungswert CRP kontrollieren, um fälschlich zu hohe Ferritin aufgrund einer Immunsystemreaktion zu erkennen. Sie sehen, so ganz trivial ist es mit dem Eisenstatus also nicht. Wie der Eisenstatus korrekt abgenommen wird, lesen Sie hier. Aber wie interpretiert man ihn nun richtig?



Gemeinhin, so meint der Laie und auch mancher Arzt, wird man auf den Laborzettel gucken und sich an den entsprechenden Referenzwerten orientieren. Diese sehen im Standardlehrbuch etwa so aus:

  • Frauen 20 - 60 Jahre: 9-140    µg/l
  • Männer 20 - 60 Jahre: 18-360  µg/l

(Quelle Lothar Thomas, „Labor und Diagnose“ 8. Auflage, 2012, ISBN 3-9805215-8-3)

 

Liegen die bei Ihnen ermittelten Werte innerhalb dieses vorgegebenen Normbereichs, müsste also alles in Ordnung sein. Kritische Menschen werden sich nun allerdings fragen, ob jemand mit einem Ferritinwert von 11 µg/l kerngesund sein soll, während ein anderer mit 9 µg/l krank ist. Schließlich gibt es auch noch so etwas wie Messungenauigkeiten. Stimmt es also, wenn der Hausarzt bei einem Ferritin von 18 µg/l sagt: „Ihre Werte sind im Normbereich. Alles ok.“?

„Normwerte” sind eine Frage von Statistik, nicht von Gesundheit und Krankheit!

Um diese Frage zu beantworten muss man verstehen, wie Normbereiche überhaupt festgelegt werden. Der Arzt lernt im Studium, dass man Normbereiche festlegt, indem man eine große Gruppe (bspw. 100.000 Menschen) Gesunder untersucht. Es würde sich dann eine so genannte Normalverteilung nach Gauß ergeben. Werte in der Mitte sind dann am häufigsten vertreten und je extremer die Abweichung vom Mittelwert ist, desto seltener werden solche Werte - sowohl bei Abweichungen nach oben, wie auch bei Abweichungen nach unten. Das sieht dann so aus:

 

In diesem Idealfall definiert man den Bereich von 2 Standardabweichungen nach oben und nach unten als „normal“. Das sind ziemlich genau 47,5 % unter dem Mittelwert und 47,5 % über dem Mittelwert – insgesamt werden also die 95 % der Menschen, die um den Mittelwert herum liegen, als „normal“ definiert. Streng genommen hat also der Normbereich nichts mit Krankheit und Gesundheit zu tun, sondern mit Statistik. Natürlich sind extreme Abweichungen vom Durchschnitt oft mit Krankheiten verknüpft. Das muss aber nicht so sein. Im Einzelfall muss jemand mit Blutwerten außerhalb des Normbereichs nicht krank sein. Jemand mit Werten innerhalb des Normbereichs muss allerdings ebenso wenig gesund sein.

 


Ausschlagge-bend ist der Ferritinwert = Speichereisen-

wert.

 

Deutlich wird dieser Sachverhalt besonders beim Speichereisenwert, dem Ferritin. Diese Werte sind, da Mangelsymptome in unserer Gesellschaft so häufig sind, keinesfalls „normalverteilt"” (also gleichmäßig um den Mittelwert). Vielmehr findet man eine deutliche Häufung von niedrigen Werten, besonders bei Frauen. Bei Frauen sind Eisenspeicherwerte vor allem in der Altersgruppe der 20–50-jährigen erniedrigt. Mit dem Ausbleiben der Regelblutung durch die Wechseljahre steigen die durchschnittlichen Ferritinwerte von Frauen rasch auf viel höhere Werte an.

 

Quelle: Verteilung der Serum-Ferritin-Spiegel in ng/ml und der Transferrin-Sättigung in % für Männer und Frauen pro Lebensdekade (Zacharski et al. 2000)

 

Dr. med. Ralf Kirkamm, der renommierteste Laborspezialisten für Mikronährstoff in Deutschland, hat die Verteilung von Ferritinwerten von über 120.000 eingesendeten Proben von 18-45-jährigen auf Ihre Verteilung hin untersucht. Folgendes kam dabei heraus:

 



Ergebnis:

Niedrige Werte sind häufig, hohe Werte selten. Dies ist also keine Normalverteilung, sondern eine Häufung von Menschen mit Eisenmangel. Der Mittelwert liegt bei 46 µg/l.

Verteilung von Ferritinwerten bei Frauen im Alter von 18-45 Jahren. n= 121.401 , Mittelwert = 46,6 µg/l (1)



Ergebnis:

Bei Frauen von über 45 Jahren steigt der Mittelwert auf 97 µg/l und die Verteilungskurve nähert sich einer Normalverteilung etwas an.

Verteilung von Ferritinwerten bei Frauen im Alter von über 45 Jahren. n= 167.244, Mittelwert = 97,5 µg/l (1)



Ergebnis:

Bei Männern (18–45 Jahren) liegt der Mittelwerte bei 185 µg/l. Auch hier sind niedrige Werte häufiger, die Kurve ähnelt aber noch mehr der Normalverteilung.

Verteilung von Ferritinwerten bei Männern. n= 128.118 , Mittelwert = 183,3 µg/l (1)



Je ausgeprägter also der Eisenmangel (junge Frauen > ältere Frauen > Männer) desto weniger gleicht die Verteilungskurve der Normalverteilung. Nimmt man dennoch 95 % der Werte um den Mittelwert als „Normwert“, so würden Frauen zwischen 18 und 45 Jahren einen Normbereich von 6,5 – 131,0 µg/l haben. Das hat dann wahrlich nicht mehr viel mit Gesundheit zu tun. Bei einem Ferritin von 7 µg/l versagt die Blutbildung, die Nägel reißen ein und die Haare fallen aus. Das ist die Realität. Und nur weil dies viele Frauen und einige Männer betrifft, ist es nicht „normal“.

Normalwerte auf dem Laborergebnis orientieren sich am Bevölkerungsdurchschnitt. Das heißt: Haben viele Menschen schlechte Eisenwerte, wird dies zum Normalfall gemacht!

Reden wir also von Statistik, oder von Krankheit und Gesundheit? Offenbar war es auch denjenigen, die Referenzberieche festgelegt haben, nicht ganz klar. Denn eine ausreichende Blutbildung braucht mindestens Ferritinwerte von 15 µg/l. Besser ist natürlich mehr. Wir wissen doch aber längst, dass die aussetzende Blutbildung das letzte Symptom des Eisenmangels ist. Müdigkeit ist bei Ferritinwerten unter 50 µg/l beschrieben und kontrollierte Studien bestätigten dies (Müdigkeit und Erschöpfung), Haarausfall bei Ferritinwerten < 70 µg/l (Beauty) und Herzkranken legen die kardiologischen Leitlinien Werte >100 µg/l nahe (Herzinsuffizienz).

 

Ein Ferritin von 9 µg/l ist also nicht normal, sondern die Grenze zum ausgeprägtem Eisenmangelsyndrom. Lassen Sie sich also bitte nicht erzählen, dass es Ihnen mit einem Ferritin von 18 µg/l oder 39 µg/l gut gehen müsste. Heben Sie die Werte zusammen mit Ihrem Internisten über 100 µg/l an, wenn Sie Symptome eines Eisenmangels haben. 


 Mit freundlicher Unterstützung von GANZIMMUN Diagnostics AG und Dr. med. Ralf Kirkamm


QUELLEN

(1) Ganzimmun Diagnostics AG mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ralf Kirkamm